Feinsteinzeug bohren

24.04.2024 Magazin

Feinsteinzeug besteht aus einer Mischung aus Ton, Sand und anderen natürlichen Materialien, die bei hohen Temperaturen gebrannt werden. Daraus entsteht ein äußerst dichtes und hartes Material, das gegenüber herkömmlichen Fliesen sehr widerstandsfähig und strapazierfähig ist.

Wenn man nun ein Loch in Feinsteinzeug bohren möchte (etwa für eine Steckdose, Rohre, Wasserhähne oder einen einfachen Dübel) gibt es ein paar einfache Dinge, die man beachten sollte - welche das sind und welche Werkzeuge man am besten für das Bohren von Feinsteinzeug verwendet, das erfahrt ihr in diesem Artikel.

Feinsteinzeug: Eine kleine Materialkunde

Feinsteinzeug ist eine spezielle Art von Keramikfliesen, die für ihre Härte, Dichte und Vielseitigkeit bekannt ist. Es wird aus einer Mischung von Ton, Kaolin und anderen natürlichen Rohstoffen hergestellt. Diese Materialien werden zu einer homogenen Masse gemahlen, geformt und dann bei sehr hohen Temperaturen gebrannt, typischerweise über 1200°C. Das Ergebnis ist eine Fliese von außergewöhnlicher Härte und Beständigkeit.

Der Härtegrad von Materialien wird meist in der Mohs-Skala angegeben. Sie reicht von 1 (sehr weich) bis 10 (sehr hart). Diese Bewertung gibt an, wie leicht sich die Oberfläche mit spitzen metallischen Gegenständen einritzen lässt. Je höher also der Härtegrad, desto widerstandsfähiger ist das Material gegen Kratzer und Abnutzung. Auch die DIN-ISO und Euro-Normen orientieren sich an der Mohs-Skala.

Typischerweise haben gewöhnliche Wand- und Bodenfliesen aus Härtegrade von 3-5 Mohs. Bei Feinsteinzeug finden wir in der Regel Härtegrade von 7-9 Mohs.

Feinsteinzeug wird entsprechend auch gerne und häufig eingesetzt: für Bodenbeläge, Wandverkleidungen (beispielsweise in Badezimmern und Küchen), aber auch für Terrassen oder Pool Decks im Außenbereich.

Dazu sind Fliesen aus Feinsteinzeug auch noch wasserbeständig (und somit leicht zu reinigen) und witterungsfest (und damit ideal für den Außenbereich).

Die große Härte von Feinsteinzeug hat nun Einfluss darauf, welche Werkzeuge wir zum Bohren verwenden können.

Der richtige Bohrer

Je nach Härtegrad des Materials muss auch der Bohrer gewählt werden. Wir schauen uns drei Bohrer an: Glasbohrer, gewöhnliche Fliesenbohrer und Diamantbohrer

Glasbohrer

Glasbohrer sind spezielle Bohrer, für das Bohren von Löchern in Glas und Glas-ähnlichen Materialien. Sie können saubere und glatte Löcher bohren, ohne dass harte und spröde Material dabei zu beschädigen. Möglich wird das dank ihrer speziellen Spitze (oft Wolframkarbidspitzen) und Schneidengeometrie.

Für das Bohren von Feinsteinzeug sind Glasbohrer aber nicht geeignet, da dieses Material zu hart ist - hierbei würde man sich lediglich die Bohrspitze beschädigen.

Fliesenbohrer

Fliesenbohrer sind für das Bohren von Löchern in Fliesen und keramischen Oberflächen gedacht. Im Vergleich zu herkömmlichen Bohrern verfügen Fliesenbohrer über eine spezielle Spitze und Schneidengeometrie, die eine bessere Anpassung an das harte und glatte Material der Fliese ermöglicht.

Fliesenbohrer gibt es in der Regel in zwei unterschiedlichen Ausführungen: man unterscheidet Hartmetall-Fliesenbohrer von Diamantbohrern.

Hartmetall-Fliesenbohrer sind in der Regel nur für weiche bis mittelharte Fliesen geeignet. Bei Feinsteinzeug, das sehr hart ist, können sie möglicherweise nicht effektiv sein und dazu neigen, abzurutschen oder die Bohrspitze zu beschädigen.

Diamantbohrer

Diamantbohrer sind eine Spielart des Fliesenbohrers. Sie haben eine Beschichtung aus Diamantpartikeln, die extrem hart sind und dazu dienen, in harte Materialien zu schneiden. Da Diamanten bekanntlich zu den Materialen mit dem höchsten Härtegrad gehören, sind sie ideal für das Bohren von harten Materialien wie eben auch Feinsteinzeug.

Anleitung: Fliesen aus Feinsteinzeug bohren

Das Bohren von Feinsteinzeug erfordert Präzision und Sorgfalt, um saubere und genaue Löcher zu erhalten. Hier ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für eine effiziente Bohren in Feinsteinzeug:

Vorbereitung

Gute Vorbereitung ist bekanntlich fast alles. So auch beim Bohren von Feinsteinzeug.

(1) Safety First

Trage beim Bohren von Feinsteinzeug eine Schutzbrille, um deine Augen vor herumfliegenden Partikeln zu schützen. Halte dich außerdem an die Anweisungen des Herstellers für den Bohrer und arbeite vorsichtig, um Verletzungen zu vermeiden.

(2) Bereite den Arbeitsbereich vor

Stelle sicher, dass der Arbeitsbereich sauber und frei von Hindernissen ist. Mit einem Messgerät solltest du außerdem prüfen, ob sich hinter dem geplanten Bohrloch möglicherweise Wasser- oder Stromleitungen befinden. Die wollen wir in der Regel nämlich nicht anbohren.

(3) Markiere die Bohrstelle

Verwende einen Filzstift oder eine Markierung, um die Stelle zu kennzeichnen, an der das Loch gebohrt werden soll. Stelle sicher, dass die Markierung klar und genau ist.

(4) Verwende Kreppband

Um sowohl ein Abrutschen des Bohrers als auch ein Splittern des Bohrlochrands zu verhindern, klebst du nun Kreppband oder transparentes Klebeband kreuzweise über die markierte Stelle.

(5) Vorbereitung der Bohrmaschine

Befestige den Diamantbohrer sicher in der Bohrmaschine. Stelle sicher, dass die Bohrmaschine auf die richtige Geschwindigkeit eingestellt ist: für Feinsteinzeug wollen wir eine niedrige Drehzahl verwenden.

Darüber hinaus solltest du darauf achten, dass der Bohrer gut gekühlt wird. Es gibt Bohrer mit eigener integrierter Wachs- oder Wasserkühlung. Kommt dein Bohrer ohne aus, solltest du eine Schale Wasser bereitstellen.

Prüfe vor dem Bohren auch unbedingt, ob die Schlag- oder Hammerfunktion deiner Bohrmaschine ausgeschaltet ist!

Der Bohrvorgang

Positioniere den Bohrer an der markierten Stelle und halte ihn im rechten Winkel zum zu bohrenden Feinsteinzeug. Das ist sehr wichtig: in schrägen Winkeln kann sich der Bohrer nämlich einfach verkanten, was zu unschönen Absplitterungen führt. Du kannst hier auch eine Bohrhilfe verwenden.

Beginne dann langsam mit dem Bohren und übe dabei nur geringen Druck aus - zu viel Druck kann zu Ausbrüchen oder Absplitterungen führen. Lass den Bohrer die meiste Arbeit erledigen. Achte außerdem darauf, dass der Bohrer und das Material gut und regelmäßig gekühlt werden. Beobachte also die Temperatur deines Bohrers genau.

Wenn du durch die Fliese durch bist, achte darauf, dass du mit dem Diamantbohrer auf keinen Fall tiefer ins Mauerwerk bohrst. Er könnte dadurch zu schnell abnutzen. Um ins Mauerwerk zu bohren, verwendest du also wieder einen normalen Bohrer.

Bohrfehler korrigieren

Wenn du beim Bohren ein Loch nicht perfekt hinbekommst, ist das kein Drama.

Gibt es Absplitterungen und Unsauberkeiten am Bohrloch, kannst du es in der Regel mit Spezialspachtel für Fliesen füllen. Nachdem du das getan hast, ziehst du die überschüssige Masse vorsichtig mit einem Spachtel ab. Sobald der Spachtel ausgehärtet ist, kannst du die Oberfläche mit Schleifpapier glätten. Wenn es große Farbunterschiede zwischen der Spachtelmasse und der Fliese gibt, kannst du die Stelle mit einem passenden Sprühlack kaschieren.

Dasselbe kannst du auch tun, wenn die Fliese einen tieferen Riss hat. Ein Austausch ist also nicht immer notwendig. Ausnahmen gibt es überall da, wo Feuchtigkeit ein Faktor ist: In einem Badezimmer sollte hier die Fliese lieber vollständig ausgetauscht werden, um sicherzustellen, dass keine Feuchtigkeit in die Wand gerät.

Feinsteinzeug mit dem Winkelschleifer bohren

Eine weitere Option für das Bohren von Feinsteinzeug ist die Verwendung eines Winkelschleifers mit einer Diamant-Fliesenbohrkrone. Diese Methode bietet eine alternative Möglichkeit, präzise Löcher in das harte Material zu schneiden. Der Vorteil eines Winkelschleifers liegt in seiner Vielseitigkeit und Präzision, insbesondere bei komplexen Schnitten oder ungewöhnlichen Winkeln.

In der Praxis unterscheidet sich diese Herangehensweise von der normalen Bohrung. Zunächst einmal wird die Bohrkrone hier schräg zur Oberfläche des Materials angesetzt, statt im rechten Winkel. Eine Anbohrhilfe entfällt also. Sobald die Bohrkrone dann in das Material greift, bohrt man in leicht kreisenden Bewegungen weiter.

Im Gegensatz zum Bohren, wie man es von einer Bohrmaschine oder Akkuschrauber kennt, erzeugt der Winkelschleifer meist weniger Hitze und wir kommen während der Bohrung ohne ständige Kühlung aus. Mit anderen Worten, wir können sowohl nass- als auch trocken bohren.

Nach dem Bohrvorgang sollte der Bohrkern aus dem Fliesenbohrer entfernt werden. Grundsätzlich sind auch hier regelmäßige Kühlpausen nicht verkehrt, da sie die Lebensdauer des Werkzeugs erhöhen.

Für Kunden, die diese Methode bevorzugen, bieten wir entsprechende Winkelschleifer und Diamant-Trennscheiben in unserem Shop an, um eine erfolgreiche Bearbeitung von Feinsteinzeug zu gewährleisten.

Rechtliches: Darf ich Feinsteinzeug in Mietwohnungen einfach so bohren?

Das Bohren von Feinsteinzeug in Mietwohnungen erfordert oft die Genehmigung des Vermieters gemäß dem Mietvertrag. Viele Vermieter haben Richtlinien für bauliche Veränderungen, um Schäden zu verhindern. Es ist ratsam, den Mietvertrag zu überprüfen und bei Bedarf die Erlaubnis des Vermieters einzuholen, um potenzielle Konflikte zu vermeiden. Bei Unsicherheiten ist es am besten, direkt mit dem Vermieter zu kommunizieren, um Genehmigungen und Anweisungen einzuholen. So können mögliche Streitigkeiten vermieden werden.


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